Das Feuerschiff by Lenz Siegfried

Das Feuerschiff by Lenz Siegfried

Autor:Lenz, Siegfried [Lenz, Siegfried]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


»Aber wir hatten uns vorbehalten, zu wählen.«

»Sie haben keine Möglichkeit mehr, von diesem Schiff wegzukommen.«

»Der Augenschein spricht dagegen, Kapitän. Sie haben Ihr Boot übersehen, und Sie haben nicht daran gedacht, daß das Schiff selbst, Ihr Feuerschiff, notfalls segeln kann, wenn’s auch nur für die Kette eingerichtet ist.«

»Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß dieses Schiff nie seine Position verlassen wird, solange ich an Bord bin.«

»Und wenn Sie jetzt zu raten hätten — was würden Sie uns raten?«

»Geben Sie es auf«, sagte Freytag, »stellen Sie sich. Selbst wenn Sie das Boot noch hätten: Ihre Chance, nach Faaborg oder sonstwohin zu kommen, ist so gering geworden, daß es sich nicht mehr lohnt, und sie wird von Stunde zu Stunde geringer.«

»Sehen Sie, Kapitän, darin unterscheiden wir uns: Sie halten nichts von der Unsicherheit, und ich halte nicht sehr viel von der Sicherheit: je geringer unsere Chance in Ihren Augen ist, desto mehr bin ich bereit, auf sie zu setzen. Dafür sprechen sogar gewisse Erfahrungen. Ich hatte einmal einen Schmuggler unter meinen Klienten, der auch während des Krieges seinem mühseligen Beruf nachging; und zwar suchte er sich für seine Grenzgänge gewissenhaft die Abschnitte der Front aus, auf denen das schwerste Störfeuer lag. Er kam immer durch, während sein Kompagnon, der ruhige Abschnitte vorzog, von einem nervösen Vorposten erschossen wurde. Ich denke, wir haben uns verstanden wie zuvor, und nun werden Sie wohl nicht erwarten, daß wir eine Chance aufgeben, deren Kostbarkeit eben darin besteht, daß sie so gering ist. Ich hoffe, daß Sie sofort Ihr Boot reparieren lassen und es uns billigerweise zur Verfügung stellen.«

Freytag nahm die kalte Zigarette aus dem Mund, zerdrückte und zerrieb sie zwischen den Fingern und fragte dann:

»Waren Sie Rechtsanwalt?«

»Unter anderem bin ich Rechtsanwalt«, sagte Doktor Caspary und machte gegen Freytag eine seltsame, ironische Verbeugung.



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